Technische Analyse -Thema: Warum ist es wichtig, die Fletchen-Munson Kurven zu kennen?
Um beurteilen zu können, wie ein Titel klingt, sollte einem klar sein, wie die eigenen Ohren funktionieren.
Das menschliche Ohr ist bei gleichbleibendem Schalldruckpegel, für das hörbare Frequenzspektrum zwischen 20 Hz und 20.000 Hz sehr unterschiedlich sensibel. Am empfindlichsten ist es für den Präsenzbereich von 2000 - 4000 Hz . Das ist genau der Frequenzbereich indem sich die menschliche Stimme befindet. Um beispielsweise einen Ton von 100 Hz in der gleichen Lautstärke zu hören, wie eine Stimme in einer gewöhnlichen Unterhaltung klingt, sind etwa 10 dB mehr Schalldruckpegel (ca. dopplet so laut) notwendig.
Bei zunehmender Lautstärke ändert sich dieser Wahrnehmungsfilter erheblich. Die Empfindlichkeit für tiefe und hohe Töne nimmt mit steigender Lautstärke zu. Dieses Phänomen beschreiben die „ psychoakustischen Kurven gleicher Lautstärke “ (Isophone). Sie wurden 1933 von Fletcher-Munson in einem Diagramm dargestellt.
Sie zeigen genau wieviel Pegel benötigt wird, um alle hörbaren Frequenzen gleich laut wahrzunehmen. Diese Kennlinie ändert sich mit zunehmender Abhörlautstärke. Wenn man Musik lauter hört, dann nimmt man die Bässe und Höhen (über) verhältnismäßig stärker wahr.
Wenn ich also einen Titel sehr leise höre, dann wird es mir kaum möglich sein, die Bass-Wiedergabe adäquat zu beurteilen.
Welche Lautstärke ist nun die "richtige"?
Tatsache ist, dass bei einem Musiktitel abgehört mit kleiner Lautstärke relativ wenig tiefe Frequenzen bzw. Bässe wahrnehmbar sind. Erhöht man die Lautstärke, dann wird neben dem lauteren Höreindruck auch die Hörbarkeit der Bass-Frequenzen stärker. Dieses scheinbar geänderte Frequenzspektrum ergibt einen komplett andere Höreindruck.
Man kann sich dieser Frage nähren, wenn man sich Gedanken darüber macht, wie der Titel wohl vom Konsumenten gehört wird.
Ein Techno-Track sollte sicherlich in einem Club funktionieren. Daher reicht es nicht aus, ihn über 20 Watt Boxen zu prüfen. Rockmusik und Hiphop sollte auch bei höhere Lautstärke richtig funktionieren. Ein Popsong wird eher auch mal im Hintergrund spielen. Er sollte in Zimmerlautstärke gut klingen.
Sicherlich ist es sinnvoll, über Monitorboxen zu hören, die eine möglichst lineares Frequenzbild abgeben. Aber es sollte klar sein, dass meine Ohren überhaupt nicht linear hören.
Persönliche Erfahrung zum Thema: Hören/Beurteilen über Kopfhörer.
Um einen Sound richtig zu beurteilen, sind Kopfhörer nicht gut geeignet. Kurz gesagt: Billige Kopfhörer klingen lausig, teuer Kopfhörer klingen "zu gut". Sie zeigen keine Resonanzen und keine "Probleme".
Es ist überhaupt keine Schwierigkeit, einen Titel über Kopfhörer zu mischen und dort gut klingen zu lassen. Wer seinen Mix dann über ein ordentliches Monitorsystem hört, der wird überrascht sein, und nicht selten vom vorn beginnen.