Wie relevant bzw. hörbar sind Intersample (True) Peaks?

Wie der Name vermuten lässt sind Intersample Peaks in der digitalen Audiotechnik Übersteuerungen, die sich zwischen zwei Samples befinden.

Sie werden mit einem herkömmlichen digitalem Level-Meter nicht angezeigt, können jedoch bei der Zurückwandlung einer digitalen Audiodatei in eine analoges Signal zu "Problemen " führen.

Digitale Limiter bzw. Maximizer sind in der Lage, Audiomaterial bis zu einer minimalen Dynamik von weniger als 1dB zu verdichten, ohne dass digitale Übersteuerungen entstehen oder besser gesagt ohne dass ein Digital Level Meter Overloads anzeigt. Dieses Maximizen ist unter dem Begriff "Loudness War" bekannt.

Tatsache ist, dass im Nachhinein nicht mehr zu klären ist, wie ein Signal zwischen zwei Samples ursprünglich einmal aussah.

Wurde im Laufe der Produktion der Pegel kräftig maximiert, dann ist nicht auszuschließen, dass zwischen zwei Samples der maximale Pegel von 100 % dBFS überschritten sein könnte. Das kann bei der Rückwandlung in die analoge Welt zu "hörbaren?" Übersteuerungen führen.

Die Ermittlung von Intersample Peaks erfolgt auf der digitalen Ebene mit Hilfe eines True Peakmeters. Die Messung geschieht dabei mit 4fachen Oversampling (Überabtastung). Damit kann zwar nicht exakt nachvollzogen, was zwischen zwei Samples ursprünglich passiert ist, aber das Oversampling lässt es vermuten.

Zeigt das True Peakmeter einen (roten) Pegel oberhalb von

0,0 dB an, dann deutet das auf mögliche Übersteuerungen hin.

Meine persönliche Einschätzung:

Zunächst einmal finde ich es großartig, die Aufmerksamkeit auf das Thema Maximizing und die Folgen zu lenken.

Ich begrüße jede "Bewusstseinserweiterung" zum Thema Loudness War.

Allerdings kann ich mir kein menschliches Ohr vorstellen, das in der Lage wäre einzelne Intersample Peaks zu hören. Neben der Qualität des D/A Wandlers gibt es eine ganze Reihe von technischen Faktoren, die beim Genuss von Musik eine erheblich größere Rolle spielen. Der zeitliche Abstand zwischen zwei Samples bei einer Samperate von 44,1KHz (CD Format) beträgt gerade einmal 0.00002 Sekunden.

Kommt hinzu, dass das Maximizing von Musik eher bei Rock-Pop-HipHop oder Clubmusik gebräuchlich ist, als bei einer Symphonischen Aufnahme, einem Piano Konzert oder einer Jazzproduktion. Je nach Genre gelten sicherlich ganz unterschiedliche Massstäbe für die technische bzw. ästhetische Qualität der Musik.

Allerdings:

Ich verwende in jeder Mastering Session ein True Peak Meter, um festzustellen, wie dicht der Pegel nach eine angenommenen D/A Wandlung wahrscheinlich sein wird.

Es zeigt mir an, wie weit die 100% Pegel überschritten wwerden und vorallem wie häufig. Ein nahezu permanenter True Level Pegel im roten Bereich deutet auf eine starke, unschöne Verformung des originalen Signals und mögliche Verzerrungen hin.

Schon seit einiger Zeit erstelle ich Master, die keinerlei True Peaks aufweisen. Sie haben einen Pegel von max -1,0 dBFS und eine Lauheit von -16 bis maximal -14 LUFS (Loudness Unit Full Skale). Neben der Tatsache dass diese Master mit Sicherheit keine Übersteuerungen enthalten, erhalte ich mit dieser Vorgabe einen größeren Dynamikumfang.

Erst in einer zweiten Version maximiere ich den zu masternden Titel auf das gebräuchliche CD Level. Dieser Level ist vom Genre und von dem persönlichen Geschmack des Künstlers abhängig. Er liegt meist zwischen -10 und -6 RMS (ca.-14 bis -10 LUFS) Drüber gehe ich ungern.

Gehen bei dieser zweiten Version die "Ampeln" all zu häufig an, oder übersteigt das True Peakmeter mehr als +0,1 dB, dann weiß ich, dass es zu viel "des Guten" ist.

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