Technische Analyse - Thema: Klangästhetik
Man könnte meinen, es ist reine Geschmacksache.
Ich denke jedoch es gibt ein paar objektive Bewertungskriterien bei der klanglichen Analyse eines Musiktitels.
Unter "Ausgewogenheit" verstehe ich eine ausbalanciertes Verhältnis der einzelnen Elemente eine Musikproduktion, sodass der Gesamtklang homogen erscheint. Das bedeutet, kein einzelner Sound wird erheblich lauter wahrgenommen als sein akustisches Umfeld. Kein Sound erzeugt Resonanzen. Der gekonnte Einsatz von Kompressoren und Limitern ermöglicht Lautstärkeschwankungen auszugleichen. Mit Sidechain Kompression schafft man “Platz” für die Stimme. Die Level-Automation einer DAW ermöglicht es darüber hinaus, kleinste Lautstärke Auffälligkeiten und Resonanzen zu kompensieren.
Mein Lieblingsgegenbeispiel: Die Hihat ist zu laut. Um den Rhythmus eines Titels in den Vordergrund zu stellen, um einen Titel schön brillant klingen zu lassen, ist eine relativ laute Hihat verführerisch. Aber die Hihat setzt sich gern zu gut durch, ist dominant zwischen 1000 und 10.000 Hz und hat musikalisch meist wenig zu sagen. Eine dominante Hihat zieht die Aufmerksamkeit auf sich, "klingelt im Ohr" und verdeckt schlimmstenfalls andere Instrumente.
Wichtiges Element für einen guten Gesamtsound ist der Klang der Stimme(n).
Sie sollte präsent, aber nicht scharf sein, die "S" Laute sollten nicht unangenehm auffallen, der hinzugefügte Reverb und andere Effekte sollte angemessen, vielleicht sogar etwas spektakulär klingen. Man empfindet den Gesamtklang eines Titels als gut, wenn die Stimme perfekt und "groß" klingt.
"Wenn´s Basserl brummt ist´s Lidal Gsund". Dieses Zitat meines Lehrmeisters hat mich gelehrt, dass die Grundfrequenzen aller Instrumente ihre Berechtigung haben und einen wichtigen Beitrag zum Wohlklang haben - auch die Grundfrequenzen der Stimme..
Wenn der Gesamtklang eines Titel relativ präsent gestaltet ist, dann erscheint das Gesamtbild nur dann (für mich) ausgewogen, wenn das Bass-Fundament entsprechend vorhanden ist. Anderenfalls wirkt der Sound subjektiv klein und dünn.
Das Stereo-Bild spielt bei der Wahrnehmung eines guten Sounds eine nicht unerhebliche Rolle. Das Stereo-Panorama lässt einen Titel größer, breiter und drei- dimensionaler erscheinen. Interessanterweise wirkt ein Song mit einem ausgeprägten Stereo Klangbild lauter als ein Mono-Sound bei messtechnisch gleicher Lautstärke.
Bild: Kevin Laminato