Technische Analyse - Thema: Phasenauslöschungen
Was sind Phasenauslöschungen, was bringen sie für Probleme, wie erkennt/hört man sie?
Ein Stereo-Signal besteht aus einem Mitten-und einem Seitensignal.
Das Mittensignal enthält alle Informationen, die für links und rechts identisch sind. Sie klingen virtuell aus der Mitte (wenn beide Boxen eines Stereo-Systems gleich laut spielen). Das wird bei einem Popsong die Bassdrum sein, die Snare, der Bass, die Stimme und einiges mehr...
Das Seitensignal enthält die Stereo-Information, also die "Modulation" die links anders klingt als rechts, oder nur auf einer Seite spielt.
Phasenauslöschungen entstehen, wenn das Signal von links und rechts zwar identisch, aber leicht zeitversetzt ist. Es geht dabei um wenige Millisekunden. Die Periodendauer von beispielsweise 50 Hz beträgt 20 Millisekunden. (Periodendauer ist die Zeit einer einzelnen Schwingung). Wenn man zwei Töne von 50 Hz abspielt, diese Schwingungen aber um exakt 10 Millisekunden versetzt sind, dann wird die 100% tige Phasenauslöschung dafür sorgen, dass sich die Schwingungen komplett auslöschen - Ruhe im Saal -
Genau so wird sich das in einem Musiktitel natürlich nicht ereignen, denn Musik besteht aus komplexen, sich ständig ändernden Schwingungen. Es soll nur das Prinzip verdeutlichen.
Immer dann, wenn man eine einzelne Schallquelle beispielsweise ein Piano mit zwei Mikrofonen aufnimmt, dann wird es zu Auslöschungen kommen. Da die beiden Mikrofone einen unterschiedlichen Abstand zur Schallquelle aufweisen. Es entsteht eine Laufeitdifferenz, die zu Phasenauslöschungen führt. Das ist übrigens bei einer Piano-Aufnahme oder auch bei Piano-Samples hörbar und zu einem gewissen Grad unvermeidbar. Relevant ist das Problem bei tiefen Frequenzen.
Phasenauslöschungen von tiefen Frequenzen kann das geschulte Ohr hören. Für alle anderen gibt es den sog. Phasencorrelator. Das ist ein Anzeigeinstrument, dass Phasenauslöschungen anzeigt. Er besteht aus einem Anzeiger, der sich meist rechts der Mitte einer Skala bewegt. Gerät er nach links, dann ist das ein Anzeichen für Probleme (Phasenauslöschungen).
Bei einer rein elektronisch erzeugten Musikproduktion entstehen Phasenauslöschungen durch Modulationseffekte. Phaser, Flanger und Chorus erzeugen ganz bewusst Laufzeitunterschiede und kleine Tonhöhenschwankungen. Diese Schwankungen ändern sich dabei permanent.
Ein klassisches Problem von Phasenauslöschung entsteht, wenn man einen Chorus-Effekt auf einen Basssound legt. Dies hat zur Folge, dass der "Bassdruck" schwächer wird.
Phasenprobleme können auch entstehen, wenn man Stimmen-Effekte bzw. elektronische Dopplungen verwendet, um einen "breiteren" Stimmensound zu erhalten. Das hat zur Folge, dass die Stimme nicht mehr ortbar aus der Mitte klingt, sondern diffus im Stereo-Panorama erscheint.
Essentiell ist das Problem von Phasenauslöschungen bei der Vinyl-Pressung. Dort ist es ein absolutes No-Go.
Reduzieren kann man Phasenprobleme durch das Absenken tiefer Frequenzen in der Stereo-Information (Seitensignal). Es gibt Software Equalizer mit denen man explizit Zugriff auf das Seitensignal hat.