Pegelverhältnisse im Mixdown

Der Mixdown ist die Königsdisziplin einer jeden Musikproduktion. Hier entscheidet sich, wie das Werk klingen wird.

Jedes Instrument und die Stimmen werden perfekt zum Klingen gebracht und ins richtige Lautstärke Verhältnis gesetzt. Hinzu kommen Effektanteile wie Reverb und Delay, welche den Sound der Instrumente und den Gesamtklang veredeln.

Technisch gesehen werden beim Mixdown alle Sounds auf eine gemeinsame Summe geschaltet. Es werden also die Spannungen aller Spuren zusammen geführt. Ganz wichtig ist dabei, dass in der Addition aller Spannungen der Gesamtpegel unterhalb von 0 dBFs bleibt.

In der digitalen Audiotechnik ist dieser Level das absolute Maximumm.

Wird dieses Level überschritten, dann zeigt ein kleines Lämpchen einen Overload an. Ein digitales Level Anzeigeinstrument gibt allerdings keine Auskunft darüber, wie weit dieses Level überschritten wurde.

Hier beginnt eine technische Grauzone. Kleine, einzelne, kurze Overloads bleiben vielleicht ungehört. Bewegt man sich allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg in der verboten Zone, dann entstehen unangenehme Verzerrungen, die sich je nach musikalischem Inhalt und Stärke unauffällig heran schleichen. Dieses gilt es unbedingt zu vermeiden.

Aus diesem Grunde sollte der Gesamt-Pegel im Mixdown unterhalb von 0 dBFS bleiben, damit man auf der sicheren Seite bleibt.

Nun könnte man auf die Idee kommen, in den Summenkanal einen Limiter zu schalten. Ein sogenannte Brickwall Limiter erfüllt eigentlich genau die richtige Aufgabe. Er zwingt den Level auf maximal 0 dBFS ungeachtet der Frage, wie hoch der Eingangspegel ist.

Nun liegt aber genau hier das Problem. Obwohl am Ende der Pegel perfekt ist,

bleibt der Tatbestand der Übersteuerung bestehen, denn der zu hohe Pegel liegt nun am Eingang des Limiters an. An dieser Position hat man überhaupt keine Kontrolle über den Pegel. Die zwangsläufigen Zerrungen einer Übersteuerung bleiben. Daher ist es unerlässlich im Mixdown genau Acht darauf zu geben, wie hoch der Pegel in der Summe steigt, wenn alle Instrumente mit von der Partie sind.

Die Digitaltechnik hat gegenüber der analogen Audiotechnik einen großen Vorteil. Sie rauscht (fast) nicht bei Untersteuerung. Erst unterhalb eines sehr geringen Levels (je nach Bitrate) wird das Quantisierungsrauschen als Thema relevant. Dieser Bereich kommt in einer Mixdown Session einer Rock-Pop- oder EDM Produktion praktisch nicht vor.

Das bedeutet, wenn man einen Mix fertig gestellt hat und vorsichtshalber mit dem Pegel unterhalb von -10 oder gar -20 dBFS bleibt, dann ist das überhaupt kein Problem. Die Anhebung des Pegels im Nachhinein beispielsweise in einer Mastering Session ist keine große Sache. Sinnvoll ist es in Hinblick darauf für die Produktion eine Bitrate von 24 Bit oder 32 Bit zu verwenden. Damit wird eine Dynamik von mehr als 100 dB möglich.

Um den Pegel in einer Mixdown Session unter Kontrolle zu halten, geht man folgendermaßen vor.

Man beginne den Mix mit der Bassdrum. Sie gibt nicht nur das Fundament eines Tracks (es sein denn es handelt sich um Jazz oder ähnliches), sondern

sie generiert auch den höchsten Pegel. Würde man die Bassdrum zu einem späteren Zeitpunkt zu einem schon bestehenden Mix hinzu fügen, dann würde das einen sprunghaften Anstieg des Pegels mit sich bringen.

Das Level der Bassdrum sollte etwa -12 dB betragen. Das lässt einen großzügigen Headroom für alle weiteren Instrumente. Außerdem kommt bei der Bassdrum nicht selten ein Equalizer zum Einsatz, der gerade mit der Verstärkung tiefer Frequenzen zusätzlichen Pegel generiert.

Im Aufbau eines Mixdowns folgt die Snaredrum, die Hihat und der Bass. Ähnlich wie die Bassdrum generiert auch der Bass einen hohen Pegel, ohne dabei besonders gut hörbar zu sein. Daher sollte er rechtzeitig hinzu geschaltet werden. Danach folgen die Instrumente und Sounds, die "die Musik" spielen wie Synthesizer, Gitarren, Stimmen und Effekte.

Wenn es sich bei der Bassdrum oder/und dem Bass um analog eingespielte Instrumente handelt, dann kann man mit einem Kompressor oder Limiter in dem entsprechenden Kanalzug einerseits die Lautheit des Sounds erhöhen und gleichzeitig den Pegel unter Kontrolle halten. Es ist allerdings dabei zu beachten, dass solch ein Regelverstärker, meist mit den tiefen Frequenzen genau das Spektrum reduziert, dass man eigentlich erhalten möchte. So ist ein Kompressor oder Limiter vor allem geeignet um Schwankungen auszugleichen, die durch die Spielweise entstehen. Eine gesampelte Bassdrum, welche immer exakt den gleichen Sound abgibt, benötigt diese Einengung der Dynamik nicht.

Ähnliches gilt für alle Arten von analog eingespielten Instrumente und der Stimme. Ein Kompressor ist immer dann nützlich, wenn es darum geht, eine relativ konstante Lautheit zu erzeugen. Beim Einspielen oder singen entstehen ganz natürlich Lautstärkeschwankungen, die eine nicht konstante Hörbarkeit mit sich bringt, vor allem wenn es sich um ein vollständiges Arrangement mit mehreren Sounds in ähnlichen Frequenzspektren handelt. Der Hauptgesang kann sich nur gegen Synthesizer, Gitarren etc. durchsetzen, wenn er eine konstante Lautstärke besitzt.

Betrachtet man die Pegel und die Lautheitsverhältnisse in einem Mix genauer, dann sollte man folgendes vor Augen haben:

Das menschliche Ohr ist für die Frequenzen des hörbaren Spektrums unterschiedlich empfindlich. Es kann die Frequenzen etwa zwischen 500 und 5000 Hz am besten hören. Produziert man nun einen Titel, der einen starken Bassanteil haben soll, dann ist ein vielfaches an Pegel notwendig um eine angemessenen Lautheit zu erzielen, als wenn man einen Titel nur mit einer Gitarre und einer Stimme auf die gleiche Lautstärke bringen möchte.

Daher ist es gerade beim Mixdown von Clubmusik wichtig, den Pegel im Auge zu behalten, denn dort spielen die tieffrequenten Anteile von Bass und Bassdrum eine besonders wichtige Rolle.

Jedes Instrument bekommt im Mixdown seinen zugewiesenen Platz. Das betrifft sowohl das Panorama, als auch das Frequenz Spektrum, als auch die Position in der dritten Dimension. Die scheinbare Tiefe des Raumes wird mit Hilfe eines hinzu gefügten Reverbs erzeugt.

Mit einem Hochpassfilter kann man ganz einfach die tieffrequenten Anteile beispielsweise einer Stimme beseitigen, die zum einen unerwünscht sind zum anderen unnötigen Pegel mitbringen (z.B. Trittschall). Je weniger Instrumente ein Arrangement besitzt, dessen Frequenzbänder sich gegenseitig überlagern, um so aufgeräumter, und transparenter wird der Gesamtklang sein. Überlagerungen im Bassbereich führen nicht selten zu Resonanzen also unerwünschte Überhöhungen einzelner Frequenzen und Stress mit dem Pegel.

Sounds die sich im Stereo-Panorama befinden, generieren eine schöne Lautheit, ohne dabei zu viel Pegel zu „verbrauchen“.Synthesizer Sounds, Chorstimmen, oder Gitarren können mit psychoakustischen Effekten wie beispielsweise einem Chorus aus der Mitte in Stereo-Bild verfrachte werden.

Sie schaffen damit auch Platz für den Hauptgesang oder einen Melodie Sound in der Mitte.

Beschäftigt man sich näher mit dem Frequenzspektrum eines einzelnen Sounds mit Hilfe eines Equalizers, dann kann man feststellen, dass die Absenkung einer Frequenz oftmals ein ähnliches Ziel erreicht, wie die Anhebung einer zu schwach ausgebildeten Frequenz. Mit dieser Vorgehensweise schafft man ein Klang-Verbesserung ohne Verstärkung.

Klassisches Beispiel:

Wenn der Hauptgesang etwas muffig und undifferenziert klingt

dann kann eine breitbandige Absenkung von ca. 250 Hz beinahe genau so wirkungsvoll sein, wie das Verstärken der Präsenzen von 3000 Hz bis 5000 Hz. Der Große Vorteil liegt bei der Reduktion in der „Ersparnis“ des Pegels.

Ein weiterer Trick, um den Gesamtpegel unter Kontrolle zu halten, ist die Aufteilung der einzelnen Instrumente in sogenannte Subgruppen. Das sind Zwischensummen, die am Ende zu Hauptsumme zusammen geführt werden. Ein Subgruppe kann beispielsweise alle Instrumente der Drums enthalten, eine weitere alle Synthesizer Sounds, eine die Chorstimmen usw. Zu diesem Zwecke routet man jeden Bestandteil einer solchen Gruppe nicht auf die Gesamtsumme (Stereo-Output) sondern auf eine dafür einzurichtende Subgruppen Spur. Sie sind normalerweise in Stereo angelegt,

und werden durchnummeriert also 3-4, 5-6 usw. Der Ausgang jeder dieser Gruppen wird dann auf die Haupt Stereo-Summe geschaltet.

Zunächst einmal wird der Fader jeder Subgruppe auf 0 dBFS also 100 % Pegel gestellt. Damit sind die Verhältnisse so, als würden die Subgruppen überhaupt nicht existieren. Stellt man nun fest, dass man mit dem Gesamtpegel die Hauptsumme übersteuert, dann kann man ganz einfach bei allen Subgruppen gleichermaßen den Pegel um den gleichen Wert beispielsweise 3dB reduzieren. Das funktioniert sehr einfach, wirkungsvoll und hat den Vorteil, dass die Verhältnisse der Einzelinstrumente zu einander unverändert bleiben.

Die Einrichtung von Subgruppen hat noch einen weiteren Vorteil. Da es auch dort möglich ist, mit Insert Punkten Plug-Ins einzuschleifen, kann man mit einem Equalizer oder Kompressor hier den Gesamtklang oder den Pegel dieser Gruppe als Ganzes bearbeiten. Hier kann ein Limiter einzelne Pegelspitzen gut auffangen und die Lautheit der Gruppe erhöhen.

In der Arbeit mit einer DAW wie Logic Pro X , Cubase oder Pro Tools wird man allerdings einen Mixdown nur in den seltensten Fällen von Anfang an aufbauen. Die einzelnen Produktionsabschnitte Aufnahme, Arrangement, und Mixdown verschmelzen untereinander. Schon in dem Moment, in dem man sich für einen Drum Sound, oder Synthesizer entscheidet, wird man die passenden Effekte an den Start bringen und den neuen Klang ins Gesamtbild einpassen. So werden bereits in der Kompositionsphase Entscheidungen getroffen, die für den Mix relevant sind.

Anders als in der guten alten Zeit, in der alle Instrumente und Stimmen auf einen analoge Bandmaschine aufgezeichnet wurden und danach der Mixdown

praktisch von Null begann, werden bei Computer gestützten Musikproduktionen die eigentlich aufeinander bauenden Arbeitsschritte munter durcheinander gewürfelt.

Diese Arbeitsweise ist gerade bei Musikproduktionen, die auf Midi gesteuerte Klangerzeuger basieren, üblich. Der Titel ist praktisch fertig, wenn das Arrangement abgeschlossen ist.

Dabei passiert es nicht selten, dass man im Eifer des Gefechtes die Pegelverhältnisse aus den Augen verliert. Das hat oftmals zur Folge, dass in der Addition aller Spuren die Summe im Level übersteuert wird.

Wenn man sich dieses Problem vor Augen führt, dann kann mit ein paar Maßnahmen gegen steuern.

Nützlich ist ein vor gefertigtes Template, eine Vorlage, die speziell für die eigene Arbeitsweise eingerichtet ist. Hier kann man schon im Vorfeld Subgruppen vorbereiten, und Kompressoren, Equalizer und Effekte installieren. So kann man Spuren beispielsweise für Stimmen, Gitarren oder die Bassdrum präparieren. Platziert man ein Instrument gleich nach der Aufnahme an seine zugewiesene Spur und Subgruppe, dann kann man damit auch den Pegel einfacher unter Kontrolle halten.

Zurück zur Mixdown Seite

Zurück
Zurück

Im Wald da singen die Vögel, im Studio springen die Pegel, oder was ist “Gain Staging”

Weiter
Weiter

Das beste Rockalbum, das ich in meinem Leben gehört habe