12 Tipps zur Gesangsaufnahme (nach persönlicher Erfahrung)

1. Die Wahl des richtigen Mikrofons

Für die Aufnahme sollte auf jeden Fall ein Großmembran Kondensatormikrofon verwendet werden.

Kondensatormikrofone sind konstruktionsbedingt empfindlicher und "schneller" (impulstreuer) als dynamische Mikrofone (bis auf wenige Ausnahmen). Damit geben sie einen hochwertigeren Klang. Großmembraner sind speziell für die Studio-Aufnahme von Stimmen konzipiert. Das bekannteste Mikrofon ist das Neumann U 87. Jedes Studiomikrofon wird an diesem Standard gemessen.

2. Raumakustik

Die umgebende Raumakustik spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sie sollte möglichst trocken sein. Wenn keine Schallkabine zur Verfügung steht, kann man beispielsweise in einen offenen Kleiderschrank singen. Das mag merkwürdig erscheinen, ist aber wirkungsvoll (und erprobt). Wichtig ist auch die möglichst Schall schluckende Fläche hinter dem Rücken des Sängers, denn sie liegt im direkten Schallfeld des Mikrofons. Es helfen Stoffe aller Art, Vorhänge, Klamotten, der Teppich auf dem Fußboden, das Sofa hinter dem Rücken, je mehr und dicker, um so besser. All das reduziert Resonanzen mittlere und hoher Frequenzen. Mit aufgenommene Raum Anteile verfärben das Klangbild auf unschöne Weise und sind leider irreversibel.
Erst im Mixdown wird es darum gehen, den richtigen Reverb zu wählen.

3. Monitoring

Der/die Sänger/Sängerin benötigt eine perfekte Abhörsituation, um die Intonation, Phrasierung und den Ausdruck perfekt kontrollieren zu können. Meistens wird etwas Reverb gewünscht (bitte nicht mit aufnehmen). Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Kopfhörer gern über kleine Intonationsschwächen hinweg täuschen. Wichtig also: nach jeder Aufnahmen den Take einmal über Monitorboxen hören.


4. Latenz

Der Sänger/Sängerin sollte die Stimme bei der Aufnahme latenzfrei hören. Bei aufwendigen Computer-Produktionen, bei denen der Rechner eine gewisse Zeit (mehr als 10ms) benötigt, um die Session abzuspielen, empfiehlt es sich einen Bounce des Playbacks zu erstellen und die Vocals in einer neuen Session aufzunehmen. Massgeblich ist u.A. die Buffer Size der Audiokarte. Sie sollte so klein wie möglich sein.


5. Direkte Wiedergabe von Aufnahmen

Die Aufnahme Situation sollte im Rechner so aufgebaut sein, das sehr schnell einzelnen Passagen ausgebessert werden können. Dazu gehört auch, dass der Sänger die unmittelbar zuvor aufgenommenen Takes gut hören und beurteilen kann.


6. Nebengeräusche

Auf jeden Fall ist ein Popschutz zu verwenden. Unangenehme "P" und "T" Laute sind nach einer Aufnahme nur mit großer Mühe aus einem Take zu beseitigen. Umgebungsgeräusche sind manchmal nicht zu vermeiden. Das kann ein Computer-Lüftergeräusch sein, oder die Feuerwehr, die draußen vorbei fährt. Erst im Mixdown wir klar werden, ob die Musik diese Geräusche verdecken (maskieren) kann oder nicht....

7. Das Datenformat

Die Bitrate sollte für die Aufnahme mindestens 24 Bit oder 32 Bit betragen, um Quantiesierungsrauschen bei geringem Pegel zu vermeiden.

Eine Samplerate von 44,1KHz oder 48KHz halte ich für gut genug. Man wird zu einer höhren Samplerate keinen Unterschied hören können.

8. Der Mikrofon Vorverstärker.

Aus meiner Sicht wird dieses Thema oft überschätzt. In den meisten Fällen funktionieren die Mikrofon- Vorverstärker eines Audio Interfaces ordentlich wenn es kein zu "billiges" Modell ist. Die Kriterien sind: möglichst geringes Rauschen bei leisen Pegel und Übersteuerungsfestigkeit bei (zu) hohem Pegel. Natürlich sind externe Preamps und teure analoge Kanalzüge schick. Ich verwende allerdings keinerlei Equalizer, kein Kompressor bei der Aufnahme. Für all das ist es früh genug im Mixdown. Es gibt keinen Grund sich bereits in der Aufnahme auf irgend eine Bearbeitung festzulegen. Einzig einen Limiter, der unerwartete Pegelspitzen abfängt, halte ich für sinnvoll.

9. Der Pegel

Auf jeden Fall Übersteuerungen vermeiden. Sie sind irreversibel. Es ist keine Problem einen Take mit sehr geringen Pegel aufzunehmen, aber eine einmal übersteuerte Aufnahme ist unbrauchbar. Der höchste Pegel sollte etwas zwischen -20 und -6 dB liegen. Damit ist man auf der sicheren Seite.

10. Wie viele Takes?

Es empfiehlt sich auf jeden Fall mehrere Takes zur Auswahl aufzunehmen. Im Nachhinein finden sich oft Passagen, die in dem einen Take ausdrucksstärker sind als in einem anderen. Ich habe in der Nachbearbeitung manchmal einzelne Worte aus einem anderen Take verwendet.

11. Dopplungen

Dopplungen sind sehr oft hilfreich, auch wenn sie nur leise dazu gemischt werden. Oftmals sind im Refrain auch mehr als zwei Spuren übereinander hilfreich. Hier gilt "viel hilft viel". Die Dopplungen können im Mix dann auch links/rechts verteilt werden. Sie kompensieren auch kleine Intonationsschwächen.

 

12. Der Wohlfühlfaktor: Für eine Gesangsaufnahme sollten Bedingungen geschaffen werden, unter denen sich der Sänger wohl fühlt. Dazu gehört eine entspannte Atmosphäre, viel Zeit und eine gute konstruktive Kommunikation zwischen Produzent und Sänger. Hier geht es nicht selten darum Nervosität und Anspannung abzubauen.

Für Fragen: Kontakt:

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Bild: Oleg Ivanov

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