Was höre ich “falsch” über Kopfhörer, im Auto, über die Hifi Anlage?
Ich höre meine eigene Musikproduktion in verschiedenen Abhörsitutaionen:
-über Kopfhörer
-im Auto
-über eine Hifi Anlage
Selbst halbwegs ordentliche Kopfhörer klingen schön, aber meist “zu schön um wahr zu sein”.
Sie klingen sehr schnell, also impulsfreudig. Das hat zur Folge, dass man Präsenzen und Höhen super präzise hört, besser als über jede Lautsprecherbox. Das hat wiederum zur Folge, dass ich wenn ich einen Titel über Kopfhörer mische, wahrscheinlich zu wenig Präsenzen verstärken werde. Der fertige Titel wird über Laustsprecherboxen abgehört relativ stumpf klingen.
Der Sound über Kopfhörer ist auch deshalb besonders präzise, weil man mit dem linken Ohr nur das hört, was tatsächlich links wiedergegeben wird und rechts entsprechend. Das ist bei Lautsprecherboxen anders. Hier hört man mit dem linken Ohr auch was aus der rechten Box kommt uws.. Es existiert also ein Maß an “Crosstalk”. Das wirkt sich beim Mixdown aus und es entsteht beim Hören über Boxen ein ganz anderer Eindruck als über Kopfhörer.
Wie klingt´s im Auto?
Wenn´s im Auto gut klingt, dann klingt´s überall gut…. ähhh nein !
Die meisten Rundfunkanstalten senden ihr Programm für´s Radio mit einem redzuzierten Bassanteil, weil das Bandbreite spart. Um das zu kompensieren geben Radios im Auto den Bass mit einer zum Teil zünftigen Verstärkung ab. Hinzu kommt, dass Lautsprecher in den Türen ein relativ großen Resonanzraum hinter sich haben (die Tür), oder Lautsprecher in der Hutablage, den gesamten Kofferraum als Resonanzkörper nutzen. Määächtig, überdimensionierte Bässe im Auto sind also der Normalfall. Somit ergibt sich ein Gesamtsound, der alles andere als repräsentativ.
Wenn keine separaten Hochtöner vorhanden sind, dann beschallen die Speaker in den Türen ganz prima die…. Kniee (mit 2 “e” ?). Das ist nicht ideal für die Wahrnehmung von Präsenzen. Außerdem sitzt man niemals in der Mitte.
Wie klingt mein Mix über eine Hifi Anlage?
Hier kommen wir der Sache schon näher, aber auch Hifi Anlagen sind ähnlich wie Kopfhörer darauf hin konzipiert schön zu klingen. Auch hier werden meist die Höhen und die Bässe etwas überrepräsentiert. Hinzu kommt der optionale ”Loudness” Knopf. Er verstärkt zusätzlich Höhen und Bässe bei kleiner Lautstärke. Das mag ganz nett sein, täuscht aber auch über die Tatsachen (den realen Sound) hinweg.
Und wo klingt es nun richtig?
Um realistisch mein Werk zu beurteilen, wie der Sound wirklich ist, ist es unumgänglich mit Tonstudio Monitorboxen zu arbeiten. Sie haben den Anspruch neutral zu klingen. Das beutet, dass alle Frquenzen zwischen 20 Hz und 20.000 Hz linear wiedergegeben werden.
Außerdem sollten Studio Monitore möglichst Phasen linear arbeiten. Das bedeutet, dass ein Tieftöner nur tiefe Frequenzen abstrahlt und ein Mittltöner nur die mittleren Frequenzen. Das klingt selbstverständlich und simpel, ist es aber nicht in den Grenzfrequenzen. Hier passiert es, dass der Tieftöner noch 200 Hz abgibt und der Mitteltöner schon 200 Hz abstrahlt. Das führt zu Phasenproblemen und Ungenauigkeiten. Hier gilt ganz grob, je mehr Geld ich in die Hand nehmen um so besser/aufwendiger werden diese Probleme einer Box gelöst sein. Neben der Qualität der Monitorboxen an sich spielt die umgeben Raumakustik eine entscheidende Rolle.
Also neutral bedeutet halt nicht unbedingt schön … aber das ist eine andere Geschichte…
Bild: Frank Albrecht