Was ist M/S Mastering?
MS-Bearbeitung im Mastering
So wie man ein Stereosignal in ein rechtes und ein linkes Signal aufteilen kann, lässt es sich auch in ein Mitten- und Seitenkanal-Signal aufteilen. Der Mittenkanal wird aus der Summe von links und rechts gebildet. Er enthält alle Informationen, die für links und rechts identisch sind und damit scheinbar aus der Mitte tönen. Der Seitenkanal wird aus der Differenz von links und rechts gebildet. Er enthält die Informationen, die für links und rechts unterschiedlich sind, und er verfügt außerdem über die Rauminformationen eines natürlich oder künstlich erzeugten Nachhalls.
Das M/S-Verfahren wird bei der Ausstrahlung des Rundfunks eingesetzt. Bekannt ist auch eine stereofone Mikrofonierung (Intensitätsstereofonie), die nach diesem Prinzip arbeitet.
Mittenkanal:
Seitenkanal:
Links:
Rechts:
M = L + R
S = L - R M+S=(L+R)+(L-R)=2L M-S=(L+R)-(L-R)=2R
(Ein Minus-Zeichen bedeutet hier, dass die beiden Kanäle auch addiert werden, jedoch ist einer der beiden in der Phase um 180 Grad gedreht.)
Nach der Aufteilung des Stereo-Signals in dieser Weise ergeben sich andere Bearbeitungsmöglichkeiten: Das Mittensignal und das Seitensignal können getrennt bearbeitet werden.
Es gibt Equalizer, bei denen man nicht nur im konventionellen Sinne die linke und rechte Seite bearbeiten kann, sondern man kann das Gerät so umkonfigurieren, dass mit dem einen Kanal das Mittensignal bearbeitet werden kann und mit dem anderen Kanal das Seitensignal. EQ’s mit solchen Optionen gibt es noch nicht sehr lange auf dem Markt. Derzeit sind sie selten zu finden und sie sind sehr kostenintensiv. (zum Beispiel: Roger Schult UF 1). Es gibt jedoch mittlerweile eine ganze Reihe von Software EQ’s, die diese M/S-Funktion anbieten.
Durch die Option, ausschließlich auf das Seitensignal einzugreifen, ergeben sich im Mastering vielseitige Eingriffsmöglichkeiten. Mit dem Anheben der mittleren und oberen Frequenzen zieht man den Gesamtklang aus der Mitte nach außen. Das kann einen schönen Hi-Fi-Sound ergeben. Die Stereo Basisbreite wird erhöht. Wenn in einem Rocksong die Gitarren gedoppelt und im Panorama links und rechts außen positioniert sind, kann man sie durch Verstärken von 2.000-5.000 Hz präsenter gestalten und unterstützen, ohne den Stimmensound aus der Mitte zu verändern. Wenn im Mixdown die Hi-Hat zu laut ist, lässt sich mit einer Reduktion bei circa 5.000 Hz im Seitenkanal gegensteuern. Man sollte dabei allerdings seinen Blick auf einen Korrelationsgradmesser gerichtet haben, wenn man das Seitensignal wie auch immer verstärkt. Tanzt der Anzeiger häufig links der Mitte, verliert man die Monokompatibilität.
Mit der separaten Bearbeitung des Mittensignals kann man gut Einfluss auf den Stimmensound nehmen oder der Snaredrum helfen. Grundsätzlich ist es empfehlenswert Anhebungen von tiefen Frequenzen nur im Mittensignal vorzunehmen, denn ein stakres Low-End kann im Seitenkanal zu Auslöschungen führen. Wenn der Titel zu viel Hallanteil hat, reduziert man das Seitensignal im Vergleich zum Mittensignal, denn der Hall ist (fast) immer Bestandteil der Stereo-Infomation. Beim Vinyl-Mastering kann ein M/S-EQ übrigens sehr gut störende Bassfrequenzen aus dem Seitenkanal beseitigen.
Bild: Steve Harvey